Ötztaler-Radmarathon 26. August 2012

Bereits im Februar hatte ich mich für die Lotterie um einen Startplatz beim Ötztal-Radmarathon angemeldet und gehofft, vielleicht in diesem Jahr mal dabei zu sein. Und was soll ich sagen – es hat geklappt. Unerwartet tauchte auf einmal mein Name auf der Starterliste im Netz auf – gar nicht lange überlegt und die Startgebühr wurde natürlich umgehend überwiesen und Anfang März war mir klar – ich muss noch Höhenmeter sammeln, um gut durch das Rennen zu kommen. Letzteres sollte sich als eine ziemliche Hürde heraus stellen.

Im Havelland ist es nicht so einfach, geeignete Anstiege geschweige denn Berge zu finden. Neben den wenigen Höhenmetern am Willi im Grunewald blieb mir nur der „Hausberg“ vor der Tür unmittelbar hinter der Glienicker Brücke – der Schäferberg. Ein Anstieg von sage und schreibe 2% über eine Strecke von ca. 1.000 Metern. Kann man sich damit auf eine Tagestour von 234 Km und 5.500 Höhenmetern vorbereiten? Ich kann schon jetzt sagen – man kann!! 😉

Nachdem ich zwischendurch aufgrund meines Trainingsmangels immer wieder hin und her überlegt hatte, ob ich überhaupt noch meinen Startplatz wahrnehmen sollte oder nicht, habe ich die Frist total verpasst, meinen Startplatz zurück zu geben und einen Teil meines Geldes zu retten, so dass ich mir am Schluss dann doch gesagt habe: da musst du nun durch. Und im Nachhinein kann ich nur sagen, es war gut so. Ich habe Österreich – eher sogar in Italien – Dinge erlebt, die kann man einfach nicht fassen und das dürfte bisher auch den wenigsten passiert sein. Davon aber mehr zu einem späteren Zeitpunkt.

Kommen wir also nun zu dem Wochenende selber. Alles wurde kurzfristig geplant. Natürlich sollte es auch möglichst kostengünstig sein, so dass ich noch auf dem Hinweg ein Sparticket von der Bahn ergattern konnte und für 35 EUR inklusive Rad (natürlich zerlegt in einer Radtasche, um auch den ICE nutzen zu können) bis ins Ötztal reisen konnte. Ich möchte natürlich nicht verschweigen, dass der gute Preis mit einer miesen Ziel-Ankunftszeit erkauft wurde: 00.59 Uhr Bahnhof Ötztal…..

Nachdem ich mein Rad ausgepackt und auf dem Marktplatz bei Nacht und Nebel zusammengesetzt hatte, fuhr ich bei leicht einsetzendem Regen talaufwärts Richtung Sölden auf der Suche nach einem schönen Plätzchen, wo ich die Nacht verbringen konnte. Fündig wurde ich an einem kleinen Waldstück direkt an der Ötztaler Ache. Warum es so laut war, habe ich dann erst am nächsten Morgen gegen 7 Uhr feststellen können, als der Regen mich dann unsanft in meinem Biwack-Sack weckte und ich – nachdem ich meine Utensilien zusammen gepackt hatte – mich schiebend bei strömenden Regen per Pedes auf den Weg machte.

Ötztaler AcheMeine Lust schwand dahin, bei Regen mit einem 20Kg Rucksack auf dem Rücken und per Rennrad auf der Bundesstraße 20 Km in Richtung Längenfeld zu meinem gebuchten Camping-Platz zu radeln. Zum Glück fand ich nach einer kurzen Wanderung am obigen „Bach“ entlang einen Weg zur Bundesstraße, der direkt an einer Haltestelle mündete. Hier kam ich das erste Mal in Berührung mit dem tollen Service der Überland-Busse in Tirol – ein Anhänger an jedem Bus für die Mitnahme von Rädern aller Art. Ich war begeistert – und das alles auch noch ohne Aufpreis. Die 3,20 EUR habe ich gerne investiert und konnte so trockenen Fusses aber mit nassen Klamotten endlich gegen 10.00 Uhr mein Ziel des heutigen Tages erreichen: der wirklich angenehme und ordentlich ausgestattete Camping-Platz im Ötztal der Familie Auer.

Schnell einen Platz ausgesucht, Zelt aufgebaut und erst mal ein wenig frisch gemacht, bevor es dann wieder mit dem Linien-Bus Richtung Sölden ging, um die Startunterlagen in der Arena abzuholen. Gott sei Dank kam auch so langsam die Sonne durch und der Tag und insbesondere Sölden zeigte sich auch von seiner schönsten Seite.

Auf ging es in die Arena von Sölden, wo am Samstag gegen Mittag kein großer Andrang herrschte und ich quasi direkt zur Startnummern-Ausgabe durch gehen konnte und prompt bedient wurde. Kurz meinen ausgefüllten und unterzeichneten Bestätigungsbogen inklusive Personalausweis hingelegt und schon war ich die stolze Nummer 3921 und für das Rennen waren somit die offiziellen Formalitäten erledigt. Nachdem ich auch noch das Finisher-Shirt begutachten konnte, wusste ich sofort – das willst du haben. Das Design hat mich sofort angesprochen und ohne das Dingen wollte ich Tirol nicht mehr verlassen.

Kurze Stip-Visite auf dem üblichen Bike-Markt, wo es jetzt nichts außergewöhnliches gab, und dann ab Richtung Supermarkt, um ein paar Lebensmittel zu besorgen. Per Bus ging es wieder auf den Campingplatz, nachdem ich auch noch dem Zentrum von Längenfeld einen kleinen Besuch abstattete. Der Besuch in der örtlichen Katharinenkirche war natürlich obligatorisch, da ich wusste, dass selbst die kleinen Landkirchen in Österreich immer herrlich anzusehen sind und eine ruhige Atmosphäre ausstrahlen.

Nach einer kleinen Stärkung auf dem Campingplatz mit einem Stück Apfelstrudel und einem Melange – stilgerecht – wollte ich natürlich auch das Rad ein wenig bewegen und schon mal testen, wie lange meine Anfahrt am nächsten Morgen zum Start in Sölden dauern würde. Das Wetter wurde immer besser und die zahlreichen Radler, die bereits im Ötztal unterwegs waren, schürten natürlich die Lust, sich zu bewegen. Gesagt getan und auf ging es wieder Richtung Sölden. Es waren zwar nur knapp 12 Km – aber auch hier konnte ich schon einige Höhenmeter sammeln, so dass ich am Renntag sogar noch auf ein paar Höhenmeter mehr kam, als in der offiziellen Route angegeben wurde.

Auf der Bike-Messe spielte ich dann noch mit dem Gedanken, mir ein Set von xBionic zuzulegen. Aber mir war es dann doch zu schade um das Geld und während des Rennens hat es sich dann auch noch im Hinblick auf meine finanziellen Mittel als Segen heraus gestellt, dass ich mich dann doch dagegen entschieden hatte. Mehr dazu aber später.

Auf die Pasta-Party am Abend habe ich verzichtet, da die Müdigkeit nach der letzten Nacht sich nun doch bemerkbar machte. Nach einem kurzen abendlichen Spaziergang zur Pest-Kirche, die auf der anderen Seite des Flusses oberhalb des Camping-Platzes lag, machte ich mich bettfertig und schlüpfte in den Schlafsack – rechtzeitig bevor der Regen einsetzte. Dieser sollte leider bis in der Frühe nicht mehr aufhören. Ich rechnete schon mit dem schlimmsten.

4.45 Uhr nach einer sehr unruhigen Nacht bei tosendem Lärm aufgrund des Regens, der auf mein Zeltdach fiel, kroch ich aus dem Schlafsack, packte meine Radklamotten und watschelte durch tiefe Fützen zum Waschhaus. Ich entschloss mich, natürlich im neuen Havellandrider-Trikot zu starten. Zu Beginn konnte man nicht viel davon sehen, da ich bis zum Anstieg zum Kühtai die Regenjacke nicht auszog. Ärmlinge und Knielinge waren obligatorisch und vorsichtshalber zog ich auch die Regen-Überzieher für die Schuhe an.

Um 5.15 Uhr saß ich auf dem Rad Richtung Sölden. Sicherlich war ich der einzige Teilnehmer, der Beleuchtung dabei hatte, da alle anderen es vorzogen, mit dem Auto nach Sölden zu fahren. Um die Uhrzeit war es jedenfalls noch stockfinster und ich war froh, dass ich meine Lupine dabei hatte.
Meine Hoffnung, noch in Sölden einen Kaffee oder zwei zu ergattern, hat sich leider zerschlagen, so dass ich mich dann bei ca. 5 Grad bereits eine Stunde vor Start im Fahrerfeld wieder fand. Das Bild was sich mir dort bot, war doch sehr grotesk: ich habe noch nie so viele Radfahrer in Bademäntel an einem Start gesehen. Auch Erste-Hilfe-Decken erfreuten sich großer Beliebtheit.

Eine Marktlücke hatte ich entdeckt: heiße Getränke….Kaffee oder Tee – leider gab es so was dort nicht und das bei einer Stunde Wartezeit. Bereits jetzt war das Feld schon nicht mehr überschaubar. Hier ein kurzes Video

Nachdem auch Ulle sich mit der Startnummer 1 endlich in die erste Startreihe begeben hat, konnte es dann endlich los gehen. Nach erfolgtem Böller-Salut und einer weiteren kleinen Ewigkeit ging das Rollen los.

Die ersten 30 Kilometer waren einfach ein Geschwindigkeitsrausch – und das ohne starke Abfahrt. Es ging immer leicht talabwärts bei hohem Tempo bis nach Sautens. Es stand immer eine 4 vorne auf dem Garmin – sehr häufig sogar eine 5 – jetzt konnte ich verstehen, warum Frank Ludewig die ersten Kilometer bei dem Rennen so großartig findet. 😉 Trotz des zu Beginn noch dichten Feldes und bei dem Tempo sah ich nur einmal ein Rad auf der Strecke liegen. Häufig sah man aber schon die ersten Platten, die am Straßenrand schnell behoben wurden. Ich hatte während des ganzen Rennens Glück gehabt und danke mal wieder meinen Conti….

In Sauten gabe es dann plötlich eine scharfe 90 Grad Rechtskurve und das Feld stand fast abrupt, da direkt der Anstieg zum Kühtai folgte und die Sportler sich nun all Ihrer überschüssigen Kleidung entledigen wollten. Rechts ran, Regenjacke ausgezogen und gleich ging es in den ersten 18,5 Km langen Anstieg auf 2.020 Meter mit 1.200 Höhenmetern am Stück. Das hatte ich so bisher auch noch nicht gehabt – nicht mal im Schwarzwald. Die stärkste Steigung liegen hier bei 18% – und das habe ich auch gemerkt, wenn immer mal wieder mein Vorderrad abhob. Ich habe mir aber als Ziel genommen, einfach nur anzukommen und das ganze Rennen eher als RTF zu fahren. Deshalb hatte ich auch keine Probleme, die vielen Rennradler an mir vorbei ziehen zu lassen. Ich war nur froh, dass ich mir vorher doch noch ein 28er Ritzel drauf gezogen habe. Ansonsten fuhr ich ja ganz klassisch. Gefühlt habe ich keinen weiteres Rad mit klassischer Übersetzung wahrgenommen sondern nur Kompakt-Kurbeln gesehen. Vielleicht würde ich beim nächsten Mal doch die 160 EUR investieren und mir ebenfalls eine Kompaktkurbel zulegen – wenn ich dann vielleicht eher mal auf Zeit fahren würde.

Bereits hier habe ich gemerkt, das etwas mit meiner Schaltung nicht stimmte. Zwei Mal sprang meine Kette vom 28er Ritzel und meine Hände waren bereits nach einer Stunde schwarz. Nach dem zweiten Anstieg bei der Brenner Mautstation bin ich dann zu Mavic, um meine Schaltung einstellen zu lassen – mehr dazu später…..

Oben auf dem Kühtai angekommen war es sehr zugig, ca. 3 Grad und Wind. Schnell nur einen Tee getrunken, einen Corny-Riegel eingesteckt und etwas Kuchen gegessen – dann ging es gleich weiter in die Abfahrt. Ich bin ja wirklich kein Top-Abfahrer – Stefan N. und Georg wissen sicherlich was ich meine – aber wie die Sportler da z. T. runter gefahren sind, das war haarstreubend. Die gesamte Abfahrt konnte man die Strecke sehr gut einblicken und man konnte es richtigt rollen lassen. Persönlich habe ich so eine Schwelle bei 85 Km/h, die ich nicht unbedingt überschreite – auch daran habe ich mich gehalten. In den Teilbereichen des Feldes, wo ich unterwegs war bin ich während des gesamten Rennens nur zwei Mal bei der Abfahrt überholt worden.

Die meisten „krochen“ mit 50 Sachen runter – und wenn es dann auch noch mal geregnet hat wie am Jaufenpass, dann war es endgültig aus. Ich war jedenfalls froh, dass ich meine Alu-Flanken hatte und die Dura Ace-Bremsen richtig giftig sind. Es hat einen riesen Spaß gemacht.

Es ging über Innsbruck, wo wir im normalen Straßenverkehr fuhren, was mich sehr gewundert hat, weiter Richtung Brenner. Ein gemächlicher Anstieg von 39 Km länge mit meistens 5 bis 6% Steigung waren sehr angenehm und es hat mich sehr an Schau ins Land im Schwarzwald erinnert. Die Aussicht in den Hochtälern war grandios. Manchmal habe ich dann doch überlegt, rechts ran zu fahren, um mal ein Foto zu machen – ich habe es mir dann aber doch verkniffen. Für das Kopfkino war die Landschaft jedenfalls ideal und noch steckten ja auch erst hinter dem Brenner ca. 2.000 Höhenmeter in den Beinen.

Bei Kilometer 127 – ca. der Hälfte des Rennens – waren dann bereits zwei Berge überschritten und ich freute mich auf die Labestation an der Mautstelle. Mir fiel wieder meine Problematik mit der Schaltung ein und ich steuerte mein Rad Richtung Wartungs-Wagen von Mavic, die während des gesamten Rennens eine tolle Arbeit geleistet haben. Vorderrad ausgespannt, rein in den Ständer und die französischen Mechaniker stellten meine Schaltung wieder perfekt ein. Raus aus dem Ständer, Vorderrad einspannen und weiter – so dachte ich jedenfalls. Aber was war das? Mein Vorderrad war weg. Das kann doch gar nicht sein, ging es mir durch den Kopf und ich suchte wie wild im Umkreis von 50 Metern um den Wagen alles ab. Mein Vorderrad war geklaut – und das nachdem ich gerade erst in Italien angekommen bin. Zu meiner Verteidigung kann ich sagen: es war immerhin nicht während der Fahrt – und so langsam bin ich die Berge dann doch nicht hoch gefahren. Aber irgend so ein „ARSCH“ hat während eines Rennens einem Mit-Sportler das Vorderrad gestohlen – so was hatte nicht nur ich sonder auch die gesamten Mavic-Mitarbeiter nicht erlebt. 350 EUR für mein Fulcrum Zero konnte ich in den Wind schreiben. Mavic tat es auch sehr leid und sie haben mir freundlicherweise ein Vorderrad ohne Gebühren (die betragen sonst 20 EUR) zur Verfügung gestellt, so dass ich das Rennen weiter fahren konnte. Aber der Frust war schon da, zumal mir dann auch die ganze Zeit durch den Kopf ging, wie ich nach dem Rennen von Sölden zum Camping-Platz kommen sollte….aber es gab beim nächsten Anstieg noch eine erfreuliche Fügung.

Mit neuem Vorderrad ging es dann wieder in die Abfahrt. Ab 80 Km/h fing das Laufrad an zu singen – aber es hielt sehr gut die Spur und ich fühlte mich nicht unsicher. Jetzt ging der Ötztaler-Radmarathon erst richtig los – Jaufenpass und Timmelsjoch. Die beiden Hammer am Schluss. 15,5 Km durchgehender Ansteig von ca. 8 bis 10% gespickt mit kleinen Passagen von 12%. Das freut das Radlerherz und ich kurbelte wieder mit ruhigem und gleichmäßigen Tempo in mich ruhend die Berge hoch. Jede Hausrunde mit Sebastian im Havelland geht mehr auf die Pumpe als so etwas. Ich hatte ein gutes Gefühl. Natürlich ging das alles nur über die Kraft und ich hatte eine 50er Umdrehung mit klassischer Kurbel. Die untere Rückenpartie wurde durch das ziehen am Lenker stark beansprucht – aber ich konnte es durchziehen bis zum Schluss. Auf einmal sprach mich von hinten ein Radler an: „Christoph – du tust dir das auch hier an?“ – Wer war denn das??? Frank von den Radkollegen vom OSC Potsdam fuhr an mich ran und schaute in mein überraschtes Gesicht. Das war natürlich eine Freude. Wir sind fast bis zum Ziel dann zusammen geblieben – höchstens mal um 100 Meter getrennt, wenn jeder am Berg sein eigenes Tempo fuhr – aber es ging jetzt ja fast nur noch bergauf….

Die Abfahrt war wieder eine große Gaudi – trotz einsetzenden Regens. War ich nur froh, dass ich dieses Carbonzeugs nicht an meinen Rädern hatte. Andere eierten nur so die Berge runter und hatten fast gar keine Bremsleistung mehr.

Und schon ging es wieder auf zum Timmelsjoch. Dieses Mal sage und schreibe 1.759 Höhenmeter am Stück bei ca. 28 Km langem Anstieg. Das bedeutete, dass ich über 2,5 Stunden 10 bis 14% durchgehend ohne große Erholung fahren durfte….Auf halber Strecke in Schönau gab es dann noch mal eine Labestation, wo man sich erfrischen konnte. Ich habe noch nie Radler gesehen, die ihre Radflaschen komplett mit Red Bull füllten – das man das unterwegs überhaupt trinken konnte – ich konnte es nicht nachvollziehen. Nachdem die Baumgrenze überschritten wurde, hatte man eine tolle Aussicht auf die Pass-Straße und die gesamten Höhenzüge – traumhaft bei fast blauem Himmel.

Die letzten 220 Höhenmeter über eine Länge von ca. 2,5 Km hatten es dann aber doch in sich, da in der Höhe von 2.300 Metern dann auf einmal Windböen einsetzten. Schön – nicht nur 10 % Steigung – auch noch Gegenwind mit bis zu 80 Km/h. Einige waren bedient und zogen es vor zu Fuß die Spitze zu erklimmen. Ich kroch mit 8 Km/h weiter und freute mich, als es endlich oben durch den Tunnel ging und auf der Nordseite dann die Abfahrt los gehen konnte, nachdem ich mir die Regenjacke angezogen hatte.

400 Höhenmeter Abfahrt – schön abgekühlt und schon ging es mit kalten Muskeln in den letzten Anstieg von 220 Höhenmetern, die noch mal weh taten. Aber dann war es geschafft. Ich hatte die ganze Zeit Befürchtungen, dass mich der Besenwagen holt. Mir geisterte immer im Kopf, dass ich bis 20 Uhr im Ziel sein müsste – aber man musste um spätestens 20.30 Uhr das Timmelsjoch überwunden haben – ich war also total sicher und konnte mich bereits auf das Finisher-Shirt freuen – nur noch die Abfahrt. Drei haben sich gefunden – ich war einer davon – und wir preschten dann die letzten knapp 15 Km ins Ziel – endlich geschafft……

Ob ich glücklich aussehe, kann ich nicht sagen. Ich war nur froh, dass ich es geschafft habe. Körperliche Grenzerfahrungen habe ich jetzt nicht unbedingt gesammelt – dazu hätte ich wohl die Berge schneller hoch fahren müssen. Aber mein Ziel, bei meinem aktuellen Trainingsstand war ja nur durchzukommen – und das hatte ich geschafft. Der heiße Tee im Ziel war sehr willkommen.

Frank hatte sich bereit erklärt, mein Fahrrad mit nach Berlin zu nehmen, da er mit einem Transporter vor Ort war, so musste ich mir auch deshalb keine Sorgen mehr machen. Das Vorderrad wurde bei der Rennleitung abgegeben und alles war wunderbar. Auf das Pasta-Essen hatte ich keine Lust mehr. Statt dessen wartete ich auf den Bus und aß noch in einem nahe gelegenen Bistro eine Kleinigkeit. Ich freute mich einfach auf die heiße Dusche auf dem Campingplatz.

Wieder nur eine kurze Nacht, da ich um 4.45 Uhr aufstehen musste, um den Bus zum Bahnhof Ötztal pünktlich zu erreichen – und das Zelt wollte ja auch noch abgebaut werden. Im Bus habe ich dann noch Joachim aus Köln kennengelernt, mit dem ich bis München im ICE unterwegs war, so dass die Fahrt bis dorthin auch sehr kurzweilig war.

Kurz nach 17 Uhr war ich dann wieder in Potsdam und um 19 Uhr rief Frank durch, um mir mein Rad zu bringen – vielen Dank für diese Hilfsbereitschaft.

Fazit von diesem Wochenende: Tausende von Kilometern in der Bahn, ein tolles Raderlebnis, top organisiertes Rennen – traumhafte Landschaft, Glück gehabt mit dem Wetter (5 bis 16 Grad – für mich ideale Temperaturen) und ein geklautes Vorderrad, von dem ich noch meinen Enkelkindern erzählen kann. Was will man mehr. 😉
Nächstes Jahr bin ich vielleicht wieder dabei!